Die Schulenburger Kapelle

Ob die Kapelle Schulenburger Kapelle oder Schulenberger Kapelle heisst, wird in Sack eindeutig beantwortet. Trotz anderslautender höchstoffizieller Darstellungen heißt die Kapelle Schulenberger Kapelle. Auch wenn die Kapelle der Sage nach aus Schulenburg kommt, heißt es in alten Überlieferungen: Die Kapelle vom Schulenberge.

Die Ruine der Schulenberger Kapelle liegt etwa 800 Meter nördlich von Sack am Holzer Berge unterhalb des Grafelder Waldes. Vielleicht hat hier eine kleine Siedlung gelegen, die wegen schlechter Wasserverhältnisse aufgegeben wurde, wie auch Pastor Rüdemann 1624 vermutete. Von der 9,75 x 7,55 Meter großen Kapelle sind heute nur noch die über 50 cm starken Umfassungsmauern aus Kalkbruchstein vorhanden. In einer Beschreibung aus dem Jahre 1928 wird von einem niedrigen Spitzbogenturm mit Schleifrillen und einer neueren rechteckigen Lichtöffnung sowie von einem vermauerten Rundbogenfenster berichtet. Nach ihrer Bauart stammt die Kapelle wohl aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Spuren alter Bemalung wurden festgestellt. „Da in alten Nachrichten über die Örtlichkeit niemals von einer Kapelle zum Schulenberg geredet wird, ihrer weder im Visitationsprotokoll bei Einführung der Reformation (1542) noch im Erbregister gedacht wird, so wird sie wohl nur kurze Zeit, vielleicht von 1480 bis ca. 1542 als Kapelle für eine Siedlung gedient haben.“(Geschichte des Kreises Alfeld, Paul Graff, 1928) Bis ins 19. Jahrhundert wurde die Kapelle von Katholiken aufgesucht. Von Everode seien viele Katholiken hierher gewallfahrt. Daher heißt der Fußweg hierher auch heute noch „Marienstieg“. Die Einrichtung der Kapelle bestand aus einer Kanzel, Altar, 10 Bänken und einer 32 Fuss langen Empore. Das Dach war mit Ziegeln gedeckt und hatte einen Dachreiter als Turm.  In der Kapelle befand sich ein Marienbild mit dem getöteten Jesus auf dem Schoß. Das Marienbilde aus der Schulenberger Kapelle soll zweimal gestohlen worden sein. Die Mutter Gottes hat sich jedoch als die Stärkere erwiesen und stand nach beiden Missetaten wieder in der Kapelle.

1109

Einer in der Kapelle weiland gefunden Tafel zufolge soll Ritter Joachim die Kapelle reich bedacht haben.

1333

Erste Erwähnung der Schulenberger Kapelle im Lehnsgüterverzeichnis des Michaelisklosters, worin es heißt, dass Arnold von Holthusen 2 Lehnshufen in „Schulenberche“ besaß.

Als gesichert muss heute wohl die Erkenntnis gelten, dass im 13. Und 14. Jahrhundert eine kleine Siedlung unterhalb der Schulenberger Kapelle bestanden hat. Als Beweis dienen Bodenproben auf Phosphate und Ausgrabungen von Scherben.

1480

Vermutete Einweihung der Schulenberger Kapelle „Kirche unserer lieben Frau zum Schulenberg und von Steinberg“.

Im norddeutschen Kirchenbau wurden im 15 Jahrhundert Satteldächer verbaut. Das altdeutsche Satteldach hat 62 Grad

1542

Vermutete Entwidmung der Schulenberger Kapelle.

Im Heimatmuseum Alfeld befindet sich eine mittelalterliche Christusfigur aus der Schulenberger Kapelle.

1550

Wegen des Marienbildnisses wird die Schulenberger Kapelle zum Marienwallfahrtsort. Schutzpatrone der Kapelle sind der Heilige Bonifatius und die heilige Jungfrau Maria.

1624

Pastor Andreas Rüdemann (1622 – 1628) schreibt dem Patron von Steinberg-Bodenburg, dass die Orte Sack und Schulenberg wohl nebeneinander bestanden haben, und das Schulenberg wegen der misslichen Wasserverhältnisse aufgegeben worden sei. Er schreibt im Weiteren, „dass in der Schulenberger Kapelle neben den (katholischen) Wallfahrten auch viel teuflisches, abergläubisches und Gott missfälliges getrieben worden sei“.

1729

Die Schulenberger Kapelle wird am 1. Advent, Karfreitag und am 2. Pfingsttag zu Gottesdiensten benutzt, berichtet Pastor Rasch dem Patron von Steinberg-Bodenburg.

Der damals neue Pastor Justus Ulrici wird ausdrücklich als „Pastor zum Sack und für die Fillial Capell zum Schulenberg“ ernannt.

1814

Am 24.07.1814 geht ein Festumzug von der Säcker Kirche zur Schulenberger Kapelle anläßlich des Friedensfestes.

1833

Nach dem Ableben des Bischof Osthaus entfällt der geplante Abriss der Schulenberger Kapelle.

Pastor Hartung fordert nun den Innenabriss der Schulenberger Kapelle um das Material zur Renovierung des Pfarrwitwenhauses zu verwenden – das Mauerwerk wolle er jedoch stehen lassen.

1840

Das Dach der Schulenberger Kapelle ist sehr schadhaft, das Fenster ist zerbrochen, das Innere verwüstet und manches ist gestohlen.

Das wundertätige Marienbild und andere Holzfiguren liegen abgerissen umher.

1842

Anlässlich der Reformationsfeier findet ein Festumzug von der Säcker Kirche zur Schulenberger Kapelle statt.

1857

Renovierung der Kapelle durch die katholische Kirchengemeinde Alfeld

1973

Zum Erhalt der Schulenberger Kapelle werden Sanierungsmaßnahmen eingeleitet.

1976

Unter Mitarbeit des Architekten August Hasse wird der von Steinen und Erde zugeschüttete Boden in der Schulenberger Kapelle ausgekoffert.

1998

Der Kreisheimatpfleger Kraus reinigt mit Schülern der Carl Benscheid Realschule die Schulenberger Kapelle und schneidet den Grünbewuchs zurück.

2012

Eine Gruppe Säcker legt die Kapelle frei.

 

(Textquelle "Wir woll´n nach´n Sacken geh´n", Stephanus Fischer / Jürgen Gerke, Eigenverlag)


Sagen zur Schulenburger Kapelle

Die zwei Riesen

Die Schulenberger Kapelle stand einst dort, wo jetzt das Dorf Schulenburg / Leine liegt. Zwei Riesen haben sie auf einer goldenen Bahre fort getragen. Als sie mit der Kapelle an die Leine gekommen sind, sagt der Vordermann zu seinem Hintermann: „ Schriehe’n betten wieher, hier is sau‘ne lütje Rihe“ (Schreite ein bisschen weiter, hier ist so ein kleiner Bach). So schreiten sie hinüber bis nach Langenholzen. Dort, auf dem Burghof, verspürt der eine Hüne in seinem Schuh ein Sandkörnlein, und als er es ausschüttet ist es ein Kieselstein von etwa fünf Fuss Länge, 3 – 4 Fuss Breite und 1Fuss Dicke. Nachdem der Hüne sich des Sandkorns entledigt hat, trägt er mit seinem Kameraden die Kapelle weiter, ungefähr bis zur Mitte des Holzer Berges. Von der schweren Last ermüdet, wollen die Hünen ausruhen. Aber kaum haben sie die Bahre niedergesetzt, sinkt sie in die Tiefe. Den Riesen ist es nicht möglich, die Last wieder zu bergen und so bleibt ihnen nichts übrig, als die Kapelle stehen zu lassen, die fortan auch „Hünenkirche“ genannt wird. 

Härrest diu nich dat swarte Muisecken, wo wollt eck deck tuisecken

Ein junges Mädchen machte eine Wette. Sie wollte ganz allein bei stockfinsterer Nacht und mit einer schwarzen Katze auf dem Arm dreimal um die Schulenberger Kapelle gehen und nach jeder Runde laut an die Tür klopfen. Deutlich hörte man die drei Schläge. Das Mädchen kehrte nicht wieder zurück. Man fand es vor der Kapelle ohnmächtig. Als sie wieder zu sich kam, erzählte es, dass ihm nach dem  dritten Klopfen eine furchtbare Stimme zugerufen habe: „Härrest diu nich dat swarte Muisecken, wo wollt eck deck tuisecken (zausen)!“    Das Mädchen starb drei Tage später. 

Die Schatzhebung

Beinahe hätten zwei junge Männer aus Sack und Langenholzen die an der Schulenberger Kapelle versenkten Schätze gehoben. Als sie in mondheller Nacht schweigend den Erdboden aufgehauen haben, kommt ein Kessel mit Wertstücken zum Vorschein. Der Eine will laut aufjubeln, ein Wink des Gefährten bringt ihn zum Schweigen. Unter größter Anstrengung heben sie den Kessel langsam an. Da kommt ein Fuder Heu mit einem Gespann junger Gänse. Der Fuhrmann ruft: „Nähmt jöck in acht, dat jöck dt Föer Heu nich upp’n Kopp fällt!“ Unbeirrt arbeiten sie weiter. Langsam kommt der Kessel höher. Da rutscht auf einer Bachmulde ein altes Mütterchen vorbei und fragt, ob sie das Fuder Heu mit den Gößeln (Gänsen) nicht gesehen hätten. Keiner antwortet. Der Kessel ist fast oben. „Da kümmt de Oellerste mit’n Bäresaut sülwest“ und ruft dem einem mit dem roten Kamisol zu „ „Deck Rotkaputt will ick woll fregen!“ Da antwortet dieser: „Deck sall de Hund wat sch...!“ und damit sinkt der Schatz mit lautem Gekrache in die Tiefe. Auch die versenkte goldene Bahre kann niemand heben. 

 

 Die Ruine der Schulenberger Kapelle war einst ein Gotteshaus und ein Marienwallfahrtsort. 

Die Umgebung der Kapelle war einst ein Friedhof. 

Wir bitten um ein der Würde des Ortes entsprechendes und angemessenes Verhalten.